Bordeaux – das ist das vielleicht wichtigste, auf jeden Fall aber das wohl berühmteste Weinbaugebiet der Welt den gesuchtesten und begehrtesten Weinen dieses Planeten, deren legendären Namen selbst jene Weinfreunde kennen, die sich diese Schönheiten der internationalen Weinwelt gar nicht leisten können oder wollen.
Bordeaux hat auch im 21. Jahrhundert nichts von seiner Faszination und seiner unglaublichen Attraktion verloren, so dass die wahren Fans bis heute nicht einmal die exorbitant gestiegenen Preise in irgendeiner Art und Weise abschrecken können.
Begonnen hat die Geschichte von Bordeaux vor gut 2.000 Jahren unter der römischen Herrschaft. 71 n. Chr. vermeldete Plinius, dass die Stadt Burdigala, das heutige Bordeaux, vollständig von Reben umgeben sei. Die Römer nannten das Gebiet am Atlantik, durch das zugleich die beiden Flüsse Garonne und Dordogne fließen, die sich in Bordeaux zur mächtigen Gironde vereinen, Aquitanien. Aus diesem Umstand entstand später aus dem französischen Namen „Au bord de l´eau“, am „Rand des Wassers“, der Name Bordeaux.
1787 verschaffte der spätere Präsident von Amerika Thomas Jefferson anlässlich eines Besuches in Bordeaux einen neuen Blick auf die Region, und er erklärte die heutigen Kultweingüter Chateau Haut-Brion. Chateau Lafite, Chateau Latour, Chateau Margaux und Chateau d´Yquem zu seinen ganz besonderen Favoriten. Natürlich wurden mit dem Einzug der Reblaus Ende des 19. Jahrhunderts auch die Weingärten des Bordelais vollständig zerstört.
Der große Durchbruch zum absoluten Superstar gelang der Region mit dem heute längst legendären Jahrgang 1982. Zunächst als eher durchschnittlich eingestuft wurde dieser Jahrgang von Robert Parker Jr. In seinem „Wine Advocate“ zum Jahrhundertjahrgang erklärt, was einerseits zu einer immensen Nachfrage führte, andererseits die Preise speziell für die klassifizierten Chateaus, die "Grand Crus“, geradezu explodieren ließ. Im Nachgang nahm auch die Vielfalt der Subskriptions-Angebote, der Verkaufs stark nachgefragter Spitzenweine, während diese noch im Fass reifen, drastisch zu. Diese Art des Verkaufs edler Bordeaux-Weine hat sich zu einer gängigen Praxis entwickelt.
Bordeaux heute, das sind ca.110.000 Hektar unter Reben, das sind knapp 10.000 Hektar mehr als alle Weinbauregionen Deutschlands zusammen. Bewirtschaftet werden sie von ca. 3.000 Chateaus. Dabei ist Bordeaux keineswegs eine einheitliche Region, die unterschiedlichen Terroirs links und rechts der Gironde, die Nähe oder die Distanz zum Atlantik und die damit verbundenen variablen Klimazonen haben eine Unzahl an Sub-Appellationen geschaffen, deren bestenfalls berühmtesten Namen wie Margaux, Pauillac, St.-Émilion oder Pomerol man sich überhaupt merken kann.
Und jede dieser Subregionen bringt ihre eigene Variante; ihre eigene Interpretation eines Bordeaux-Weines in Abhängigkeit von Klima, Boden und Rebsortenmix hervor. Dieser besteht aus Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc, Merlot, Petit Verdot und Malbec für die Rotweine, oder aus Sauvignon Blanc, Sémillon und Muscadelle für die Weißweine, trocken ausgebaut oder im Fall der Appellationen Sauternes und Barsac für edelsüße Weine, erzeugt nach der Methode der Beeren- oder Trockenbeerenauslesen.
Bis zur großen Reblaus Katastrophe gab es in Bordeaux sogar eine weitere gewichtige Rebsorte, den Carmenère. Da er jedoch sehr anspruchsvoll im Anbau ist wurde er bei der Neubepflanzung der Weinberge einfach nicht mehr berücksichtigt. Seit gut 25 Jahren feiert diese Sorte in Chile eine große Renaissance, in Bordeaux selbst hingegen findet man gerade noch einige wenige Hektar.